Nun, das hier kommende ist sicherlich nicht unbedingt das, was andere als besonders interessant - bzw. vielleicht sogar als teilweise abstossend - betrachten, ist mir jedoch sehr wichtig, da viele gerade transsexulle Menschen das Thema bewusst vermeiden. Sollte sich jemand abgestossen fühlen, bitte ich diesen Post einfach zu überspringen. Ich werde aus meiner Sicht keine Grenzen des guten Geschmacks überschreiten, aber der oder die Leserin mag vielleicht anderer Meinung sein.
Leider ist es gerade in Bezug auf das von mir gewählte Thema rechtlich nicht ganz so einfach, wie man es im Allgemeinen vielleicht glauben mag. Das, was viele für belanglos halten ist für andere anstößig. Deshalb stelle ich für diesen speziellen Post ein paar Regeln auf, die ich zu beachten bitte:
Bei Verletzung von Persönlichkeitsrechten oder dem zuwiderhandeln gegen gesetzliche oder Forenbestimmungen weise ich darauf hin, dass ich den Text nach Beanstandung umgehend wieder entfernen oder entsprechend ändern werde und aufgrund dessen Abmahnungen nicht anerkannt werden und automatisch zur Widerklage mit Begründung dieses bewusst eingefügten Textes führen werden. Gleichzeitig mache ich darauf aufmerksam, dass Kommentare / Diskussionen zu diesem speziellen Post bitte in sachlichem, einwandfreiem Ton zu führen sind und ich für die von dritten gemachten Aussagen keine Verantwortung übernehmen kann und will.
Eigenwahrnehmung / Sexualität
Im laufe meines bisherigen Lebens habe ich natürlich auch sexuelle Erfahrungen machen können - die bisherigen leider naturgegeben als Mann - einige der Begegnungen waren teilweise oberflächlicher Natur, sei es als Single auf Partnersuche oder als Junggeselle zur Zerstreuung. Andere wiederum gerade in längeren Beziehungen mit wesentlich tieferer Bedeutung.
Die meisten, bzw. fast alle der involvierten Frauen waren von mir als sexuellem Partner überrascht, (teils enttäuscht, teils belustigt, und teilweise halt auch sehr positiv - ich denke das ist in gewissem Sinne halt auch normal) da sie die aus Ihren bisherigen Kontakten gewonnenen Erfahrungen nicht mit meinem Verhalten vergleichen konnten und daher von anderen Voraussetzungen ausgingen oder andere Erwartungen von einem Sexualpartner hatten.
Die Gründe dieser Überraschung wurde mir erst im Laufe der Jahre klar, als ich nachhakte was denn genau meine Partnerinnen irritiert hat:
- Ich war nicht dauernd "Leistungbereit", das heißt in Übersetzung, dass es viele Nächte gab, in der die Frau an meiner Seite mehr wollte als nur kuscheln und ich so überhaupt kein Interesse zeigte, egal was sie unternahm.
- Wenn es denn zur Vereinigung kam, war ich stets verunsichert, wenn bei ihr irgend etwas nicht so lief wie wir uns das wünschten. - Mit der Folge, dass ich mich zurückzog, wo andere Männer womöglich weitergemacht hätten.
- So genannter "harter" Sex ohne Rücksicht auf Verluste war und ist für mich nicht möglich, da ich zu keinem Zeitpunkt eine Erregung aufbauen kann, mit anderen Worten: Ich brauche immer erst eine Kuschelphase um in Stimmung zu kommen.
- Bei mir ist die Refrektärphase relativ unauffällig, das heißt, das nach dem Höhepunkt nicht sofort ein Erschöpfungszustand eintritt, der die Erektion beendet. Das sorgt i.d.R. für ein zwar errigiertes Glied, das aber so empfindlich ist, dass es zu teilweise mehreren Höhepunkten kommen, aber meist einfach nur schmerzhaft sein kann. Manchmal wurde ich als "nimmersatt" belächelt, obwohl mir nach allem anderen als weitermachen zumute war.
- Berührungen an meinem Genital sind und waren für mich in höchstem Maße unangenehm.
Darüber hinaus wurden meine eigenen Empfindungen immer komplexer:
- Die seit Jahren immer öfter vorkommende inverse Vorstellung vom Geschlechtsverkehr während des Aktes führt bei mir zu nahezu ungeahnter Erregung. (Das Kopfkino stellt um auf die Vorstellung eines weiblichen Geschlechtsverkehrs mit der Folge, dass es sich sogar so anfühlt als ob nicht ich eindringe, sondern in mich eingedrungen wird)
- Stellungen, die mich in die passive Rolle drängen wurden immer attraktiver.
- Immer mehr möchte ich die Kontrolle, die ich früher um jeden Preis haben wollte, meiner Partnerin überlassen.
Bis vor ein paar Jahren hielt ich das alles zwar für seltsam, aber nicht sonderlich bemerkenswert. Erst seit zwei Jahren, in denen ich mich über Transsexualität informierte und besonders nach dem endgültigen Selbsteingeständnis meiner Andersartigkeit im Laufe dieses Jahres meine ich den wahren Grund erfasst zu haben:
Ich vermute, dass sich mein Bewusstsein/Unterbewusstsein mehr und mehr gegen den angeborenen Körper und die damit einhergehenden Empfindungen und an mich herangetragenen Erwartungen sträubt.
In einigen anderen Internetseiten habe ich gelesen, dass die Entwicklung des Gehirns bei Menschen mit Transidentitätsstörung gegengeschlechtlich verlaufen ist, was dann zu der Transsexualität geführt hat. Ich bin kein Mediziner- aber bei dem, was ich dort gelesen habe wundere ich mich gerade bezüglich meiner Eigenwahrnehmung nicht mehr.
Auf einen Computer übertragen könnte man auch den Vergleich anstellen, dass auf einem Mac auch Windows laufen kann, aber eine wirklich Runde Sache wird da nicht draus. Ein weibliches Gehirn mag wohl mit einem männlichen Körper als Peripherie und mit der Software (Erziehung) eine gewisse Zeit funktionieren, aber wirklich absturzsicher ist das nicht.
Geschlechtsangleichende OP
Ob ein Mensch mit Transidentitätsstörung egal ob MZF oder FZM die geschlechtsangleichende Operation an sich durchführen lassen sollte, muss dieser für sich selbst entscheiden. Immerhin ist es ein schwerwiegender Eingriff, der erhebliche Risiken mit sich bringen kann. Gut finde ich jedoch, dass diese inzwischen nicht mehr Kriterium für die Personenstandsänderung ist.
Es mag Frauen geben, die Ihr Glied nicht entfernen lassen wollen, oder Männer die keinen Genitalaufbau vornehmen lassen und trotzdem ein glückliches und zufriedenes Leben führen können.
Aus Rücksicht auf meine Frau und unser gemeinsames Sexualleben hatte ich Anfangs ebenfalls mit dem Gedanken gespielt die OP zumindest aufzuschieben, habe mich aber diesbezüglich umentschieden.
Auch wenn ich noch ganz am Anfang meines Weges bin, weiß ich bei jedem Blick in den Spiegel, dass ich den Kerl da nicht mehr sehen mag, jede Berührung meines Geschlechtsteils erinnert mich daran, dass da etwas nicht stimmt. Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, zukünftig als Frau zu leben, wenn ich stets mit einem männlichen Geschlechtsteil herumlaufe.
Sodele, mehr werde ich zu dem Thema nicht verfassen (war eh schon viel zu viel, aber ich wurde von einigen Freunden darauf angesprochen und fand es wichtig genug für den blog), und bitte meinen Wunsch zu respektieren, keine Fragen jenseits des Gürteläquators zu stellen, da ich darauf definitiv nicht antworten werde.