Donnerstag, 28. Februar 2013

Frostbeule

Brrrr, mir ist kalt!

Ich meine damit so richtig, nicht nur mal etwas kühl oder unterkühlt, sondern eine alles durchdringende alles zersetzende Kälte, die einem kaum noch Raum zum denken und die Glieder erlahmen lässt.

Früher war ich ständig und stets die Wärmflasche der Familie, ob meine Frau oder mein Sohn, ich hatte ähnlich wie ein Kraftwerk stets mehr Energie als ich verbrauchen konnte und setzte diese in Wärme um, die bei Bedarf kuschelnder Weise dankbar in Anspruch genommen wurde.

Und jetzt?

Mal abgesehen von dem Trauerspiel, was sich Wetter nennt und damit natürlich auch für niedrige Außentemperaturen sorgt, versagt auch noch mein innerer Motor!

Die innere Hitze, die mir bisher ermöglichte sogar  bei Minustemperaturen bequem im T-Shirt durch die winterlich trübe Sonne zu wandeln fehlt - und ich weiß auch nicht wie ich einen Zugang dazu finden sollte.

Ob das jetzt mit meiner Diät, meinem Zucker, oder den Hormonen oder einer gesunden Mischung davon zu tun hat, weiß ich nicht genau, aber ich habe derzeit eine gefühlte Hauttemperatur von 8° und brauche zwei Decken zum Schlafen.

Als mich dann vorhin auch noch mein Sohn mit den Worten "Geh weg Papa, du bist kalt" weggeschubbst hat, war das Maß voll:

Grießgrämig und grummelnd habe ich mich fertig gemacht und bin ins Büro gefahren, nur um zu erfahren, dass hier die Heizung ausgefallen ist...




Dienstag, 26. Februar 2013

Ein Lächeln für Dana

Also was mir am Freitag widerfahren ist:

Wegen meines Diabetes war ich am Freitag beim Diabetologen. Da dieser zu Fuss nur ca 10 Minuten von meiner Arbeitsstelle entfernt ist und es der erste Termin war, bin ich lieber etwas zu früh hingegangen und musste natürlich warten.

Im Wartezimmer waren außer mir eine Frau (so Ende 20, Anfang 30), zwei ältere Damen (jenseits der 60) und ein älterer Herr (ca Mitte 60).

Die Frau wurde mehrmals für Untersuchungen aus dem Wartezimmer gerufen, die älteren Damen unterhielten sich angeregt über Krankheiten und weitere Freizeitaktivitäten, was ab einem gewissen Alter wohl auch so üblich ist.

Blieben also der Mittsechziger und ich für Konversation übrig und ich holte vorsorglich mein Handy heraus, um mich mit einer Runde Montzuma ein wenig zu zerstreuen bis ich dran war. Doch dazu sollte es nicht kommen - in dem Moment, wo ich das Ding in der Hand hielt ging es auch schon los (Mist ich hab vergessen den Flugmodus zu aktivieren, gleich sofort machen!

Es war ein Mandant, den ich mit dem Hinweis ich sei beim Arzt und könne sein Anliegen jetzt eh` nicht in Ruhe mit ihm besprechen abbügelte. Nachdem ich nun den Flugmodus aktiviert hatte schaute ich mich noch mal im Raum um, da mir solche Situationen im allgemeinen sehr peinlich sind - und richtig, die mißbilligenden Blicke der beiden Damen ruhten auf mir und sie nahmen ihr Gespräch auch erst wieder auf, als ich mich entschuldigte.

Als mein Blick bei besagtem Herrn ankam, sah ich, wie er mich versonnen anlächelte und dachte mir es wäre eine gute Idee doch besser einfach zurückzulächeln, als mich mit einer erneuten Entschuldigung endgültig zum Häppchen zu machen. 

AUA - schwerer Fehler!

Auf diese Weise ermuntert fing der alte Knabe hemmungslos zu flirten an und sah sich genötigt mir seine halbe Lebensgeschichte zu erzählen, wobei irgendwie immer der Eindruck aufkam, er sei der tollste Hecht im Karpfenteich.

(Oha, du fällst in sein Beuteschema, was machst du denn jetzt?

Ich versuchte mit einigen Belanglosigkeiten über das widrige Wetter und dem scheußlichen Berufsverkehr einer wirklichen Konversation aus dem Weg zu gehen, doch er ließ irgendwie nicht locker, suchte ständig Augenkontakt.

(Mist, wie wirst du den denn nur wieder los? - Versuch` mal was von Nicko zu erzählen!)

Doch auch der zarte Hinweis auf eine erfolgreiche Fortpflanzung meinerseits durch einige Kindergartenstories zeigten keinen Erfolg, im Gegenteil jetzt fing er von seinen bereits erwachsenen Kindern an.

(Ok, Zeit für schwere Geschütze!

Ich fing an demonstrativ mit meinem Ehering zu spielen, während ich einen Monolog über die 60er in denen seine Kinder aufwuchsen über mich ergehen ließ.

(O Herr! Bitte lass die Sprechstundenhilfe dösig sein und sie mich mit Herrn Thierbach aufrufen!

Nein tat sie nicht, hätte ich mir auch denken können, wir hatten bei der Aufnahme darüber gesprochen, wie ich angeredet werden wollte. Aber der Aufruf kam dann endlich und ich entfloh mit eiligen Schritten ins Behandlungszimmer.

Das war neu! 

Mal ganz davon ab, dass er ganz offensichtlich unter Geschmacksverkalkung zu leiden scheint, da ich auf meinem Weg ja nun noch nicht allzuweit gegangen bin und immer noch klar als ehemaliger Mann zu erkennen bin:

Zunächst war`s ja durchaus schmeichelhaft, wurde aber immer unheimlicher.

Wie verhält man sich in einer solchen Situation ohne gleich grob zu werden? 

Ich spielte sogar mit dem Gedanken durch anheben meiner Stimme wieder in mein altes Sprechmuster zu fallen, um endlich Ruhe zu haben. Es wäre mir ein zwar sehr unangenehmes aber probates Mittel gewesen!

Ich muss ehrlich zugeben, dass mir die ursprünglich recht angenehme Wartezimmercouch mit der Zeit immer ungemütlicher wurde - und die Blicke die er mir hinterherwarf als ich so eilig aus dem Zimmer entschwand fand ich ehrlich gesagt dann doch nicht so toll.

Uiuiui - wievielen Frauen habe ich in meiner Sturm und Drangphase solche Gespräche aufgenötigt und haben die sich auch so gefühlt? 

An dieser Stelle eine ehrlich gemeinte Entschuldigung!




Donnerstag, 21. Februar 2013

Schatten der Vergangenheit

Sorry, wenn das jetzt mal ein Depripost wird - wer`s nicht lesen will ist herzlich eingeladen ihn einfach zu überblättern, der nächste ist mit Sicherheit wieder genießbarer.

Was ist passiert?  

Ich las ein Buch, ein Buch so lebendig und eindringlich geschrieben, dass es vermochte mich in jene Gefühlswelt zu ziehen, die ich nun seit einem Jahr zu vergessen suchte und dabei  fast vergass sie zu bewältigen. Selbst meinem Terapeuten konnte ich dies nicht erzählen, obwohl er  immer für mich da ist.

Durch die geschilderten Ereignisse in eine Stimmung versetzt, die mir meine Erinnerungen freischaufelte und mir die Möglichkeit eröffnete diese endlich zu verarbeiten verbrachte ich heute die Nacht damit, darüber nachzudenken, ob ich die Ereignisse die ich im Blog mit "Zusammenbruch", "Krise" und sonstwie betitelte doch noch veröffentlichen sollte oder nicht. Mit anderen Worten heute Nacht war ich einmal "Schlaflos in Essen" (* Hallo Pam die Nacht war noch nicht vorbei, als ich Dich zutextete, Sorry dafür und Danke für Dein außerordentlich gutes Buch ;))

Rückblende

Vor fast genau einem Jahr (es war der 22.02.2012) brachte mein Chef die Sache ins Rollen, indem er mir seinen Betrieb andiente. 

Die Panik vor der Verantwortung sowie der bereits bestehende wirtschaftliche Druck (Ich hatte gerade ein neues Auto finanziert, hatte vorher so ca. 7.000 Euronen erfolglos in das alte versenkt und nun sollte ich eine solche Wahnsinnssumme finanzieren?) brachten mich so aus der Fassung, dass ich meine bis dahin mühsam bewahrte Selbstdisziplin nicht länger aufrecht erhalten konnte. 

Durch Daniela bereits vor Monaten auf die richtige Spur gebracht wusste ich natürlich um meine Transsexualität, hatte ich doch inzwischen sehr viel nachgeschlagen. Bis zu diesem Tag konnte ich mir einreden, dass ich das unter Kontrolle habe, dass ich mit der von mir gefundenen Lösung würde leben können.  (Pustekuchen, da hast Du dich wohl ziemlich getäuscht, Dirk! - LG Dana)

Mehr oder weniger lustlos trieb ich in den folgenden 10 Tagen die erforderlichen Arbeiten voran, während meine Unsicherheit immer mehr wuchs und gleichzeitig mein Handeln immer weiter lähmte, bis ich mich bewusst dazu zwingen musste irgendwas zu tun. Es fühlte sich so an als ob mein Herz in einer Schraubzwinge festsaß, die sich immer weiter zuzog.

Ich hatte Angst, nein Panik, mich den mich umgebenden Menschen zu offenbaren, meine "Schwäche" einzugestehen. Angst vor den vermutlichen Folgen wie Verlust meiner Familie, Verlust meines Arbeitsplatzes, meiner mühsam erreichten Stellung in der Gesellschaft.

Nun kam Anfang März auch noch die Abrechnung meiner Direktversicherung, die mir auch noch eindrucksvoll bestätigte, dass ich tot mehr Wert war als lebendig. Und so begann ein Plan in mir zu reifen:

Meine Versicherung würde ausreichen meine Lieben zunächst zu versorgen, und wenn es ein Unfall wäre legt die Unfallversicherung noch ein hübsches Sümmchen oben drauf, das sollte ausreichen die Ausbildung meines Sohnes sicherzustellen. Die Restkreditversicherung bezahlt meine Schulden und der neue Wagen kann ja auch wieder zu Geld gemacht werden. Die Wohnung ist abgezahlt und die Rente spuckt auch noch was aus.

Warum zum Teufel sollte ich mich dann bitte Outen? Für alle wär`s ein tragischer Unfall und ich bin meine innere Zerissenheit für immer los.

Ich suchte mir einen Tag aus, an dem ich nicht nachts ins Büro fahren würde, zog auch bewusst nichts an, was Fragen aufwerfen würde, legte die Versicherungsabrechnung auf den Schreitisch zu den anderen Unterlagen die ich versprochen hatte am folgenden Wochenende endlich abzulegen, damit Elke diese im Bedarfsfall auch sofort zur Hand hat, ging ins Schlafzimmer, busselte den Kleinen, weckte meine Frau mit einem leidenschaftlichen Kuss und verabschiedete mich "Bis später."

Ich parkte direkt vor dem Zugang zum Büro auf dem Mittelstreifen einer stark befahrenen Strasse, damit es hinterher so aussehen würde, als ob ich Traumtänzer ohne zu gucken zum Wagen gegangen wäre und ging dann erstmal widerwillig meiner Arbeit nach. Als ich dann nach getanem Werk meinen Plan in die Tat umsetzen wollte, fühlte ich mich zum ersten mal seit Wochen wieder frei. Frei zu denken, frei zu handeln.

Doch ging etwas "schief" - ich hatte den LKW, der meinem Leben ein Ende setzen sollte schon im Blick und wollte los, als mich ein Nachbar aus dem Haus von hinten ansprach, ob ich ihm eben helfen könnte ein paar Sachen  in seine Wohnung zu tragen. Ich muss ihn damals angesehen haben wie einen Geist, denn er musste die Frage wiederholen, bevor ich reagierte und mit ihm die Brocken hochtrug. Schutzengel sind menschlich, na wenn das mal kein Beweis für einen gütigen Schöpfer ist, dann weiß ich`s auch nicht!

Doch vom Druck befreit konnte ich auf einmal wieder klar erfassen, was ich da grade zu tun im Begriff war und bekam einen regelrechten Ekelanfall vor mir selbst, nachdem alles oben war, ging ich einmal um den Block und betrat noch einmal das Büro, um zu suchen.

Doch diesmal suchte ich nicht den Tod, sondern Hilfe und bekam den Termin im April, der meine heutige Verwandlung erst möglich machte.

Nachtrag

Liebling ich erzählte Dir bereits, dass ich mit dem Gedanken spielte, doch wie wenig fehlte, traute ich mich nicht Dir zu erzählen.

Montag, 18. Februar 2013

Unverhofft kommt oft

Ich bin, wie ich bereits schrieb, gerne an der Ostsee. 

Doch diesmal kam es völlig unverhofft zu einer Reise in den hohen Norden. Nachdem ich letzte Tage eigentlich mit Sack und Pack zu unserer Villa Kunterbunt wollte, was aber wegen nicht genehmigter Urlaubsanträge scheiterte, kam das Falsche gerade zum richtigen Zeitpunkt:

Eine Freundin rief uns an, dass ein Wintersturm unseren Strandkorb von der Terasse in eine nachbarliche Hecke gedrückt hat, und das die Schutzhülle irgendwo im drei Meilenradius wieder aufgetaucht sei.

Diverse "Schäden" (häßliche Kratzer) an den Schutzplanken der Terasse, ein verzogener Strandkorb und ein paar abgebrochene Heckenbüsche waren dann der Auslöser meinem Chef die Zähne zu zeigen und doch zu fahren. 

Beim beheben der kleineren Schäden und richten des Strandkorbs merkte ich dann die ersten Veränderungen der Hormontherapie. 

Obwohl diese nun erst einen Monat läuft und somit eigentlich noch gar nicht viel bewirkt haben kann, bin ich bei den erforderlichen Arbeiten ungewohnt schnell ermattet

Den Strandkorb, den ich noch vor drei Monaten mit Leichtigkeit auf der Terasse dekorierte und mit Plane gegen Regen und Schnee schützte, konnte ich kaum noch anheben und das verzurren der Plane wurde zum Alptraum. - Dafür steht er jetzt mit Sicherheit so, dass er zumindest nicht mehr durch die Gegend gewirbelt werden kann.

Einige der Schäden konnte ich leider nicht sofort wieder in Ordnung bringen, so dass ich beim nächsten Termin um Ostern  herum wohl einiges an Material besorgen muss.


Donnerstag, 7. Februar 2013

Einer jener Tage...

also Gestern war wieder einmal einer jener Tage, die wohl jeder kennt - Nichts aber auch wirklich gar nichts will so klappen, wie Frau sich das so wünscht.

Erst wird der Wecker erschlagen mit dem Gedanken in 5 Minuten aufzustehen, nur um eine 3/4-Stunde später von meiner Frau geweckt zu werden ... "Hey - Du bist wohl wieder eingeschlafen ;)"

Klar bin ich das, aus welchem Grund auch immer hat sich mein Sohnemann heimtückisch ins Bett geschummelt und sich angekuschelt. Das gleichmäßige Atmen in Verbindung mit der zusätzlichen Wärme meiner kleinen Wärmflasche hat wohl auch den letzten Rest der noch vohandenen Selbstdiziplin vertrieben.

Also quälte ich mich aus dem Bett, schlurfte ins Bad und began das morgendliche Werk, hatte schon den Rasierschaum im Gesicht, als mir siedend heiß einfiel: (STOP was machst du da, morgen ist wieder Epilation angesagt, du darfst dich nicht rasieren, sonst wird das nix.)

Also wieder runter mit dem Zeugs und mürrisch in den Spiegel geschaut.... (Klasse - Frau mit Bart, hoffentlich kommen heute keine Mandanten )


Schminken? - (Vergiss es, die Tönungscreme über den Bartstoppeln macht dich nur zur Lachnummer)

Also nur ein wenig Creme und es muss gut sein, aber die Haare, da musst du ran, Also Kopf unter Wasser, Grabsch das Shampoo... Klasse, leer! - taptropftaptaptropf neue Flasche aus dem Vorratsschrank geholt und weiter geht`s!  Auspülen, Spülung? (Mrksgefyrr! Schon wieder leer!)  - kantapperkantapper - Vorratsschrank? Keine Spülung! - Supi :) muss es eben ohne gehen.  (wenn das so weitergeht geh ich wieder ins Bett)

Kurz und gut, wer im Winter schon mal versucht hat Haare ohne Spülung zu fönen, weiß was nun kommt:

Stichwort: statische Elektrizität

Brzbrzbrrrrrrrz und fertig ist eine Frisur, die mit Albert Einsteins` sehr große Ähnlichkeit hat, nur dass es bei Ihm keine Rolle spielte was sich auf dem Kopf so tummelte, war man seinerzeit schon froh auch nur Ansatzweise  zu erahnen was in seinem Kopf so vorging, sobald er sich zu etwas äußerte.

Zwischenzeitlich kam Elke dann auch nochmal ins Bad, sie kam, sah, lief rot an und meinte zwischen diversen Lachkrämpfen nur ich sollte besser mal zum Fenster raussehen. Ich liebe es jemandem ein Lächeln auf´s Gesicht zu zaubern, das hier war aber wenig schmeichelhaft, aber was soll`s!

Hurra der Winter - er ist wieder da!

Als ich dann nach meinem Arbeitsweg, der gewöhnlich in 20 Minuten zu bewerkstelligen ist satte zweieinhalb Stunden später das Büro betrat, sah ich nicht nur lustig aus, -  nein, nein es wartete bereits Kundschaft auf mich und zu allem überfluss ein Jahresmandat. (Leute, die nur einmal im Jahr kommen)

Die betreffende Dame wusste also noch nicht was mit mir los ist, bevor sie mich denn so Stereo, Live und in Farbe mit voller Wucht abbekam.  ... (Ogottograus - wärst du doch bloss wieder ins Bett gegangen)


Ich könnte jetzt so weiterschreiben, was ich mir mal lieber schenke - der Rest des Tages verlief in einer Tour auf genau dieselbe Weise.

Ich beschränke ich mich auf die Aussage, gestern eine große Menge Menschen augenscheinlich sehr,sehr glücklich gemacht zu haben.



Dienstag, 5. Februar 2013

Sinnkrise(n) ?

Keine Bange, ich befinde mich in keiner und habe für mich beschlossen auch keiner mehr freiwillig aufzusitzen.

Ich weiß derzeit nicht was los ist, aber vielem was ich in den letzten Tagen gelesen habe, kann ich eine gewisse Frustration entnehmen, die langsam um sich greift. Ob es sich hierbei um eine durch das Sauwetter verursachte Verlängerung des Winterblues handelt? Ich weiß es nicht.

Jedoch haben mich einige der Postings der letzten Zeit beim lesen ziemlich traurig gestimmt und dazu gebracht meinen Senf hinzuzugeben, wo ich es ursprünglich nicht vorhatte: nämlich als Kommentar in den betroffenen Blogs.

Das versetzt mich zwar nicht unbedingt in eine gewisse Staatstrauer im Bloggerland, regt mich aber mal wieder zum Nachdenken an. (Ogottogott was ist das und werd ich das mit Penicilin wieder los?)


Um mich jetzt nicht allzusehr zu verzetteln, picke ich mir gerade einmal den Blog der in meiner Heimatstadt ansässigen Pamela heraus, da es gerade dieser ist, der mich jetzt grade mal am meisten bewegt:

schlaflosinessen.blogspot.com

Pamela beschreibt hier in Ihren Postings Ihren Werdegang: 

alltägliches, informatives und halt auch immer sehr persönliches - kurz und bündig:

Dinge, die einen jeden angehen, wenn man sich die Mühe macht sich mit der Gesellschaft auseinander zu setzen und bereit ist sich auf andere einzulassen.

Die überzeugende Art und das persönliche Engagement, die Anliegen von transidenten Menschen einem größeren Publikum näherzubringen, ohne gleich die Erwartungshaltung der potenziellen RTL2 - Transgender - Zuschauer zu bedienen finde ich persönlich hervorragend. 

Sei es das Interview in der WAZ oder auch der Mut sich für eine Sache auch vor die Kamera zu stellen ist mit Sicherheit nicht jedem gegeben.

...und doch kam gestern bei Pam die Frage auf:  Warum? - Wofür? - Lohnt es sich überhaupt?


Die Frage lässt sich für mich aus folgenden Gründen mit einem klaren JA beantworten:

  • persönliches Engagement lohnt sich immer, auch wenn der Erfolg nicht immer sofort greifbar ist
  • selbst wenn Ihre Selbsteinschätzung von "nur" 100 erreichbaren Personen stimmen sollte, denke ich ist dies ein Erfolg, wenn dadurch die Lebensumstände auch nur einer hiervon positiv beeinflusst werden.
  • es widerstrebt mir mich geschlagen zu geben, wenn ich es noch nicht bin, ich will sagen: solange wie man Menschen erreicht - egal wieviele - zeigt das doch, dass es nicht umsonst ist.

Die Wahrnehmung des Erfolgs hängt natürlich auch immer mit der selbst angelegten Erwartungshaltung zusammen:

Früher wollte ich immer mit dem Kopf durch die Wand, in der unter genauer Betrachtung nur ein Schritt zur Seite eine Tür war. Ich wollte alles erreichen, jetzt hier und nachhaltig.... mit der Folge, dass ich in vielen Fällen mein Umfeld vor den Kopf stieß und nicht erreichte was ich wollte - oder nur unter größter Mühe.

Meine frühere eher jugendliche Einstellung die Welt verbessern zu wollen hat sich geändert seit ich erkannt habe, das kleine Schritte besser durchsetzbar und nachhaltig wirksamer sind als zu vieles zu schnell zu wollen.

Ich weiß, dass es frustrierend ist, nicht sofort einen "AHA-Effekt" bei den Leuten zu bewirken. Wenn dieser aber einsetzt, ist dieser meist auch von Dauer.

Pam, solltest Du das hier lesen - zumindest mir hat Dein Blog bisher etwas gegeben. - Als vor ca. einem Jahr meine Situation akut wurde, habe ich mir alle Informationen die ich bekommen konnte an Land gezogen. Blogs, Webseiten, Bücher - was sonst nicht noch alles.

Das was mir in jener Zeit am meisten half waren nicht die Medien, die den Informationen zugrunde lagen, sondern die Menschen dahinter und wie sie leben. Auf Deinen Blog bin ich zugegeben erst später gestoßen, er hat mich jedoch beeindruckt. - Lass Dich nicht unterkriegen ;)


Was die Lebensumstände der betroffenen direkt beeinflussen kann ohne die Bevölkerungsgesamtheit ändern zu wollen ist die Veränderung an sich selbst zu suchen.

Vielleicht reicht es vielen auch, wenn man in der Selbstbetrachtung  von einem 

"Es geht mir schlecht, aber auf verdammt hohem Niveau"

 was vor einem Jahr mein Credo war, zu einem 

"Es geht mir gut, aber mit diesen und jenen Abstrichen"

 wechselt - der Perspektivwechsel eröffnet den Zugang zu neuen Energien und Betrachtungsweisen.