Samstag, 4. August 2012

Der Alltagstest...

... ist genaugenommen nicht einmal so was besonderes! - Gut ich lebe und arbeite in einer Grossstadt, in der sicher eine Menge noch schrägere Vögel herumrennen als ich, aber ich muss schon sagen, ich hätte mit mehr Widerstand gerechnet.

Klar ich seh` natürlich aus wie ein verkleideter Mann mit unmöglicher Figur, Frisur und einem kaum nachvollziehbaren Drang zu kräftigen Farben, aber ich war Zeit meines Lebens gezwungen Mausgrau unterwegs zu sein und genieße gerade die volle (Farb)Palette.

Sicher hinter meinem Rücken drehen sich schon mal Leute um, fangen an zu tuscheln oder schütteln wortlos den Kopf aber die von mir befürchteten Anfeindungen blieben bislang aus und das sogar als ich vor dem Kino eine größere Ansammlung ausländischer Mitbewohner passieren musste. Sowohl auf der Arbeit, als auch im privaten kann ich noch nichts negatives berichten, selbst der Kinobesuch mit anschließendem Essen in der Fressmeile des Rhein- / Ruhrzentrums gestern war kein großer Akt.

(Im übrigen der Film Merida von Disney/Pixar ist sein Geld wert)

Dies lässt mich darauf schliessen, dass entweder innergesellschaftlich ein Umdenken stattfindet, die Leute Angst haben was zu sagen oder mich einfach für einen harmlosen Spinner halten. Was auch immer der Grund ist, mir ist`s eigentlich egal - ich freu mich, solange der Zustand dauert.



20 Kommentare:

  1. This article helps me a lot. Nice work!

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  2. Thank you, it was a pleasure for me :)

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  3. OH, das freut mich für dich, wenn du den Alltagstest auch als so easy empfindest. Ich bin jetzt schon im siebten Jahr meines Alltagstests und empfinde es noch immer genauso :-)

    Und Merida werde ich mir auf jeden Fall ansehen. Ich mag die Highlandstory.

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  4. Hallo Diana,

    willkommen zurück ... schön das du den Alltags"test" so empfindest, ich fand auch es ist gar kein Test sondern ein Schritt in die richtige Richtung.

    LG Corinna ;)

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  5. Hallo ihr beiden,

    danke für`s Inreresse. Leider habe ich vorhin einen kleinen Dämpfer bekommen, ein kleines Mädchen kam zu uns rüber vielleicht so alt wie Nicko, oder ein halbes Jahr jünger und fragte wieso ich so komisch aussehe.

    Die besorgte Mama kam direkt hinterher und schimpfte die kleine aus "Lass den Mann in Ruhe und komm sofort her."

    Das "Mann" sass, und die Panik in der Mimik (vermutlich, dass ich ein Gestörter bin) macht mich auch traurig, gerade weil ich einen Sohn in ihrem Alter habe.

    Wenn das jetzt zum Standard auf dem Spielplatz wird, lass ich Nicko nur noch mit meiner Frau da hin. - ich will ja schließlich nicht dass er für meine Erscheinung büssen muss.


    LG Diana

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    1. Hallo Diana,

      gib dir mal selbt was Zeit du bist ja noch sehr am Anfang. Da kommen auch die Erlebnisse wie "Lass doch die Dame mal durch" (Mutter zu ihrem Kind) und ähnliches.

      Kinder sind in der Tat ein sehr guter Passing-Test, übertroffen nur noch von einer Gruppe junger Mädchen in der Pubertät.

      Evtl. gehst du die nächsten Male mit deinem Sohn und zusammen mit deiner Frau zum Spielplatz, nach einer Weile kennen euch die Eltern dort.

      LG Corinna ;)

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    2. Hallo Corinna,

      Zeit gebe ich mir soviel ich habe - Klar, ich bin am Anfang, das Passing ist bei 0 und ich erwarte ja eigentlich auch, dass mein Verhalten Reaktionen hervorruft.

      Ich fand das Verhalten der Frau nur deshalb so traurig, weil sie ihrer Tochter einen Spielkameraden vorenthielt, der nichts dafür kann, dass sein Vater gerade auf dem weg zur zweiten Mutter ist.

      Die Eltern des besagten Spielplatzes sind mir wohlbekannt und ehrlich gesagt enttäuscht mich auch die Reaktion der weitern Eltern ein wenig.

      Leute mit denen ich an anderen Tagen scherzte, lachte, mich unterhielt und diskutierte hatten nicht einmal den Mut mich wegen meines absonderlichen Aussehens anzusprechen.

      LG Diana

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    3. Diese Bio-Frauen sind halt (bis auf wenige Ausnahmen) Faschisten.
      Sie behandeln Frauen die halt etwas anders aussehen und nun mal leider mit dem falschen Geschlecht auf die Welt kamen als "Männer".
      Meine eigene Mutter verdient den Spitznamen "Obersturmbandführer" (Rassist ist sie auch noch)

      Bio-Frauen die UNS als MINDERWERTIGE FRAUEN hinstellen, oder als "Männer" die sich verkleiden sind nichts anderes als NAZIS!

      Und das unterschreibe ich sogar stolz mit meinem Namen
      Mara Vater

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  6. Es ist so,daß Kinder schonunglos ehrlich sind. Kinder sind wohl die besten passing-Tester.Es ist nur die Frage,warum soll man sich verstellen und etwas imitieren,was es so halt im Leben einer Transsexuellen nicht gibt.Wenn man halt 30 oder 40 Jahre in der männlichen Rolle gelebt hat,sind die männlichen Verhaltensweisen fest programmiert.
    Heute im Unisexzeitalter ist das für mich eigentlich unverständlich,da müßten sich doch diese Geschlechtsstereotypen auflösen und gerade da insistieren sie besonders ausgeprägt.
    Was bedeutet in diesem Zusammenhang überhaupt der Begriff Erprobung in der weiblichen Rolle?
    Aussehen wie eine Frau,rollenspezifisches Verhalten,Vorliebe für einen Mann,sich vom männlichen Patriarchat dominieren lassen?
    Ich verstehe da viel nicht,und verfalle aber auch unbewußt in geschlechtstypisches Verhalten.

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    1. @anonym: In der Tat sind Kinder da sehr offen und vor allem meinen sie es nicht böse. Gelegentlich habe ich lustige Begegnungen mit neugierigen Kindern.

      Was nun die Transsexualität betrifft ...

      Eine Transfrau imitiert keine Frauen, sondern sie ist eine Frau, wenn auch zunächst noch in männlicher Verpackung. Was sie sehr mühsam und lange Jahre versucht hat zu imitieren sind Männer. Wie unsinnig das Ganze, meine ich in der Rückschau. Mir ist nichts mehr am männlichen Leben im Gedächtnis was ich vermisse.

      Die männlichen Verhaltensweisen sind nicht fest programmiert sondern, zumindest in meinem Fall, mühsam andressiert. Ich habe weniger als ein halbes Jahr gebraucht um fast alles von diesem Ballast loszuwerden.

      LG Corinna ;)

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    2. Zum Thema Imitation von Verhaltensweisen. Wir sollten hier vielleicht nicht zu sophistisch werden. Verhaltensweisen sind nicht per se geschlechtsbedingt, sondern werden fast allesamt gelernt und "andressiert".
      Ich behaupte, dass ein Kind mit Geschlecht zunächst nichts anfangen kann. Es mag sein, dass es Hingezogenheiten fühlt, aber ganz sicher hat es noch kein "richtiges" geschlechtspezifisches "Verhalten" drauf. Es lernt durch Imitation, durch Rollenspiele und Identifikationen und durch das Zuweisen (du bist ein Junge/du ein Mädchen, weil du Penis/Scheide hast) des "richtigen" Spielzeugs/des "richtigen" Umgangs mit Geschlechtsgenossen/der "richtigen" Kleidung und dadurch dass es für das "richtige" Verhalten belohnt/geliebt, bzw. für das "falsche" abgestraft/exkludiert wird. Insofern muss eine Transfrau zunächst imitieren, weil die Fantasie/gefühlte Identität etwas anderes ist als die ausgeführte und gelebte Realität. Es bleibt ihr also gar nichts anderes übrig, als sich etwas ab- und anzutrainieren, was das Verhalten (aber auch Sprache, Bewegung etc.) anbelangt.

      Es ist nach meiner Kenntnis sogar so, dass die Transfrauen, die als Männer besonders erfolgreich waren, später auch die ganz besonders "Erfolgreichen" als Transfrauen sind!
      Woran liegt das wohl? Ich würde sagen, an der Fähigkeit und an der Voraussetzung, flexibel, schnell und selbstbewusst, eine gute Performance whatsoever abzuliefern. Die Statur und Attraktivität spielt natürlich auch eine Rolle, weil sie dazu führt, dass der jew. Mensch Selbstbewusstsein aufgebaut hat.

      Geschlecht ist meiner Meinung nach Performance. Ich selbst habe jahrelang trainiert und das als Biofrau. Ich weiß das auch von meinen Bio-Freundinnen.

      Frau sein fällt keiner Frau in den Schoß! Es ist harte Arbeit. Selbst alternde Frauen in meiner Umgebung zwischen 50 - 60 liefern zu 70 % eine ganz miese Performance des Weiblichen. Zu beleibt, unmotiviert, unanmutig, oft schlimme Frisuren, kein Gefühl für Proportionen und Stil, kein oder schreckliches makeup. Wenn ich manch fitte und gesunde Frauen in dem Alter anschaue, denke ich oft, au weia, haben die aufgegeben, fühlen sie sich außerhalb jeglicher Konkurrenz oder gar geschlechtbefreit, wie es schon Simone de Beauvoir beschrieb? Mit mehr KnowHow beim Styling, Gehen und Stehen, könnte manch eine viel mehr aus sich machen. Viele haben dazu aber einfach keine Lust mehr nach 50 Jahren Weiblichkeits-Frohn.
      Das Gleiche gilt natürlich auch für Männer, wenn die keine Lust mehr auf den coolen Macker und Erfolgsmenschen mehr haben und statt Bossklamotte nur noch im Trainingsanzug rumlatschen.

      Grad gestern habe ich eine Transfrau in den 40ern kennengelernt, die mit ihrer angetrauten Biofrau da war. Die Biofrau hatte einen scheußlichen Stil, der eher aussah wie die KARIKATUR EINER FRAU, stand aber sehr humorvoll dazu und die Transfrau sah sehr elegant aus und hatte richtig LUST AUF DIESE ANSTRENGUNG. Das fand ich echt verrückt. Die Transfrau war zwar mit Epi etc. noch am Anfang, aber man konnte schon erkennen, wer mehr Frau war und in der Zukunft sein würde, zumindest optisch. Ja, so kann´s gehen. :-) LG Marilette

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  7. Es kann schon sein,daß geschlechtliches Verhalten andressiert ist,aber die langjährige Übung prägt dann doch. Du hast geschrieben,eine Transfrau immittiere kein weibliches Verhalten. Dem wiederspreche ich ganz gewaltig,denn unser gesamtes Verhalten ist irgendwie anerzogen. Das ist bis auf ganz wenige Dinge,wie z,B.das Miktionsverhalten geschlechtsunabhängig.Wir imittieren bestimmtes Verhalten ,wenn es sich als gut und nützlich erweist,also wir konditionieren uns am Erfolg. Die Konditionierung beginnt ja sofort nach der Geburt,z.B. im Fütterungsverhalten der Eltern. Männliche Säuglinge werden bei Bedarf gefüttert,weibliche Säuglinge eher an feste Zeiten gewöhnt.
    Grundsätzlich wird man nicht als Frau geboren,sondern zur Frau erzogen

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    1. Hallo Anonym,

      Deinen letzten Satz kann ich leider nicht unkommentiert lassen, obwohl ich mir eigentlich fest vorgenommen hatte keine Anonymen Posts zu beantworten.

      Nein, man wird nicht zur Frau erzogen, meine Erziehung gleicht mit hundertprozentiger Sicherheit der Erziehung meines Bruders, und doch zeige ich Verhaltensweisen, die er nicht zeigt und andersrum.

      Meine Eltern waren in erster Linie immer darum besorgt, keinem von uns Vorteile gegenüber dem anderen zu gewähren oder einem von uns irgendwas zu ermöglichen, was der andere nicht auch hätte erlangen können.

      Beide waren im Rahmen des Ihnen möglichen stets für uns da und präsent. Trotzdem war einer von uns Vater- und der andere Mutterfixiert, trotzdem ist mein Bruder ein ganz normaler Mann, während ich mich weiblich definiere, trotzdem ... ich könnte die Liste beliebig erweitern, doch das führt hier zu nichts.

      Bezüglich der Selbstkonditionierung gebe ich dir recht, natürlich übernehmen wir erfolgreiche Strategien in unser Verhaltensmuster, während die erfolglosen nicht wiederholt werden. Der Prozess wird lernen genannt und hat unserer Spezies bisher das Überleben ermöglicht.

      Ich gehe für mich sogar so weit, das ich sage, das sich der Mensch im wesentlichen durch die Summe der gemachten Erfahrungen unter Einbeziehung der persönlichen Vorlieben und Entscheidungen selbst erzieht und definiert.

      Gerade die Entscheidungsfreiheit gibt uns den Spielraum uns selbst und damit die unmittelbare Umwelt zu beeinflussen.

      LG Diana

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    2. @anonym: Unsinn (ums höflich zu sagen).

      Ich bin den ganzen andressierten männlichen Unsinn sehr schnell losgeworden, das war viel einfacher als permanent den Mann zu spielen.

      Das mit dem Fütterungsverhalten: Belege bitte, nicht nur Gelaber.

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    3. hallo Corinna,
      komm mal wieder runter und fahre nicht so mit Energol!Du hast auch den Großteil deines lebens nach männlichem Strickmuster gelebt,und sicher nicht nur mit permanentem Unwohlsein.Ich bezweifle nicht die weibliche Anlage,aber das kann sich in beide Richtungen entwickeln.
      Das mit dem Fütterungsverhalten ist nachgewiesen,ich weiß jetzt aber nicht mehr,wo ich es gelesen habe.Es wird im Angesächsischen unter dem Begriff demand feeding geführt. ich habe das in irgendeinem psychologiewälzer gelesen,weiß aber nicht mehr wo.
      Die Definition der Selbstentwicklung und Erziehung von Diana gefällt mir.

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  8. @ Diana
    Selbst wenn alle Kinder in einer Familie "gleich" erzogen werden, gilt meiner Meinungs zuerst das, was ich oben beschrieben habe. Was aber natürlich auch noch existiert - und wie hoch das zu bewerten ist, kann ich nicht ermessen, sicher sehr hoch - ist die genetische Disposition und irgendwann dann der eigene Wille.
    Auch ich bin mit meinen 3 anderen Geschwistern weitestgehend "gleich behandelt" worden. Es gab bei uns 2 Biomädchen und 2 Biojungs. Zum Verhalten: Davon sind die beiden Biomädchen ungewöhnlich männlich, (die eine bi) und die beiden Jungs sind ungewöhnlich weiblich, der eine homosexuell, um nicht zu sagen, wenn er noch leben würde (Freitod mit 26), wäre er evtl. Transfrau, die auf Männer stehen würde. Sein kindliches Gebaren war jedenfalls danach und hätte er es gewusst, dann wäre er vielleicht auch noch nicht tot (er hat nach deiner Theorie wohl zu wenig "erfolgreiche Strategien" gelernt, außerdem wusste er zu der Zeit nichts von "trans" - ich auch nicht, sonst hätte ich dem Unglücklichen vielleicht helfen können).
    Schön an dieser Familie war es, dass das Verhalten von uns, was nicht das "richtige" war, zumindest von unseren Eltern und Großeltern nicht als "falsch" angesehen wurde, sondern als völlig normal (vielleicht lag das an den Vorkommnissen bei den Altvorderen selbst? :-)). Allerdings war es für alle Kinder später in der Pubertät, in der Peergroup, mit den Lehrern und später in der Arbeitswelt nicht immer leicht. Mit der Selbsterziehung ist das so eine Sache. Der Freiraum und das KnowHow dafür ist nicht bei jedem Menschen vorhanden. Bei uns gab´s zwar geschlechtlichen Freiraum und das Prinzip der Gleichheit, aber bei anderen Dingen, gab´s ganz klare und teilweise blödsinnig rigide Marschrichtungen, neben gewissen demokratischen Spielregeln, wo wir mitbestimmen durften. Insgesamt haben wir alle erst ab 18 gewagt, zu revoltieren und haben das auch ordentlich vollzogen und Dinge getan, die unseren Eltern den Schlaf geraubt haben. Ich hab´s am dollsten und stolzesten getrieben, weil ich auch die Älteste war und so gut wie nichts durfte (musste mit 17/18 am Wochenende um 10 Uhr zuhause sein).

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  9. Hallo Marilette,

    das mit dem Freitod ist sehr traurig und es tut mir Leid so etwas lesen zu müssen.

    Natürlich hat nicht jeder Mensch das nötige Rüstzeug für selbstdisziplinierende Maßnahmen, da gebe ich Dir recht. Traurige Beispiele sind z.B. Drogenabhängige: Trotz des Wissens um die selbstzerstörerische Wirkung kann kaum ein Abhängiger seiner Sucht komplett aus eigener Kraft entrinnen.

    Wie Du bestimmt bereits vermutest bin ich gerade auch wegen meines (teilweise auch abstrusen) Humors relativ robust gestrickt. Doch auch das hat mich nicht auf den Moment des Zusammenbruchs vorbereiten können, der mich letztendlich auf die Reise geschickt hat. Nach unendlich vielem Fluchen, Heulen und Zähneknirschen wegen der in meiner Situation eigentlich nicht gewünschten Veränderung habe ich mein Schicksal angenommen und bin jetzt (nach mehreren Monaten) sogar sehr glücklich, dass ich keinen Weg gefunden habe vor mir selbst wegzulaufen.

    Das Frau sein/werden/ausleben ist mit Sicherheit eine der intensivsten Erfahrungen die ich je gemacht habe und ich bin im Nachhinein froh, dass ich nun sein kann wie ich mich fühle.

    Allein die Tatsache, dass ich gelernt habe nicht immer den Mr. 100% Perfekt zu spielen, ist eine Befreiung, die ich so nicht erwartet hätte. Früher haben mir begangene Fehler tagelang den Schlaf geraubt, bis ich eine Möglichkeit gefunden habe daraus einen Vorteil zu erringen, ein Versagen war unmöglich.

    Seit neuestem sehe ich Fehler eher als Möglichkeit sich zu verbessern, keiner reisst einem gleich den Kopf ab, im Gegenteil - einen solchen zuzugeben ermöglicht auch ihn einfach zu korrigieren und die sonst üblicherweise draufgegangene Zeit anderen Aufgaben zu widmen.

    Im wesentlichen ist auch das eine der erfolgreichen Strategien, die ich meinte obwohl es ja zunächst nicht so erscheinen mag. Manche Dinge lernt man halt auf die harte Tour oder in zusammenhang mit Dingen, die mit dem erwarteten nichts oder besser fast nichts zu tun haben.

    Liebe Grüße

    Diana


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  10. Mensch, Diana, es berührt und tröstet mich sehr, dass du es als Befreiung empfindest, als Frau nicht mehr "Mr. 100% Perfekt" spielen zu müssen. Für mich ist es erschütternd zu hören, dass du in der Rolle als Mann, nicht "versagen" durftest und darunter gelitten hast. Ich dachte immer, "mann" genießt das, das Mächtige, definiert sich darüber.
    Vielleicht kannst du mir noch mal erklären, warum du dich als "Mann" diesem Selbstdogma der Unfehlbarkeit meintest unterstellen zu müssen. Ich verstehe es einfach nicht! Ich habe es mein Lebtag versucht zu verstehen, aber es gelingt mir nicht.

    Hängt es mit dem Gruppendruck der "Mitmänner" zusammen?
    Warum ist eine Frau angeblich berechtigt, Fehler zu machen und kann/darf sie zugeben? Ist es, weil sie sowieso als "minderwertiger" betrachtet wird? Betrachtet sie sich selbst so? Wird sie deshalb geliebt oder abgelehnt? Soll sie "schwach" sein, damit Mann sich "stark" fühlt. Hat sich deine Beziehung durch dein verändertes Selbstbild und Verhalten auf menschlicher Ebene jetzt verbessert, wenn der Mr. Perfect verschwunden ist? Das erscheint mir unglaublich spannend zu sein. Fühlt sich deine Frau jetzt auch erleichtert?

    Du glaubst gar nicht, wie ich unter diesem Männlichkeitsverhalten zu leiden hatte! Jetzt noch schießen mir die Tränen der Verzweiflung in die Augen, wenn ich nur daran denke, wie unfehlbar und kalt bestimmte Männerfiguren sich mir und meinen Geschwistern und meinen Kindern gegenüber benommen haben. Das hat so viel Leid verursacht.
    Das Schlimmste daran war, dass man sich so hilflos und "inferior", teilweise auch so wütend und zornig gefühlt hat, obwohl man wusste, dass die Typen lügen, dass sich die Balken biegen, wenn sie sich so gottgleich und unfehlbar dargestellt haben und obwohl man ahnte, dass sie sich einsam fühlen mussten.

    Liebe Grüße zurück
    Marilette

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  11. Hallo Marilette,

    leider liegst du etwas daneben - ich seh`s inzwischen eher so, dass ich Zeit meines Lebens eine Frau war, es teilweise nur verdrängt hatte.

    Klar, der Leistungsdruck, der vermeintlich auf Männern lastet ist eine Form von Gruppenzwang auf gesellschaftlicher Ebene. " Spiel das Spiel mit oder du gehst unter"

    Wenn die Umwelt von dir diese (Unfehlbarkeit ist ein schwieriger Begriff) Rolle verlangt um in gewissem Maße überhaupt Erfolg haben zu können, spielst Du das halt eben mit, ob Du willst oder nicht.

    Ob Du es glaubst oder nicht, erstreckte sich dieser Leistungsdruck bei mir im wesentlichen auf die beruflichen Aspekte. Höher, schneller, weiter ist leider eines der maßgeblichen Triebmittel in der Ellenbogengesellschaft von heute - und ich betone, dass es sicherlich auch in meiner Entwicklung einige Situationen gab auf die ich Rückblickend nicht unbedingt stolz bin, aber ich denke mal, dass dies auf nahezu jeden zutrifft.

    Das mit der "Fehlerfreiheit" ist also eher ein Ding, das mir das berufliche fortkommen gesichert hat. Privat war dieser Druck nicht so groß und die Rolle wurde dementsprechend nicht notwendiger Weise ausgelebt. Für meine Frau hat sich der Mensch in mir kaum bis gar nicht geändert, was wohl auch dafür gesorgt hat, dass sie mir nach meinem "Outing" nicht den Koffer vor die Tür gestellt hat.

    Für meinen Sohn, sieht das anders aus, hier hat sich schon das eine oder andere geändert hat. Ich bin nicht mehr so pedantisch und aufbrausend in dem Versuch ihm eine Leitfigur zu sein.

    Im Übrigen denke ich nicht, dass eine Frau eher berechtigt ist Fehler zu machen, sondern eher bereit ist einen solchen zuzugeben. Diese Lektion auch mal Fehler zugeben zu können, denke ich hat mehr mit meinem Zusammenbruch im Frühjahr und den darauf folgenden Reaktionen als mit meiner Transition selbst zu tun.

    Was jedoch eine tiefgreifende Änderung in meiner Sichtweise zwischen Mann- und Frauenrolle zu sein scheint, ist das "Fehlermanagement" !

    Meiner Beobachtung nach stellen Frauen meist die Sache selbst in den Vordergrund und sind bereit ein persönliches Scheitern zugunsten der Sache an sich eher zuzugeben als Männer dies tun würden. Sei es die Erziehung, die Arbeit oder irgendwas anderes: Die Bereitschaft Hilfe zu suchen macht diese überhaupt erst möglich. (BTW: Kennst Du irgendeinen Mann, der freiwillig nach dem Weg fragen würde?)

    Fehler machen jeden Menschen einzigartig und die Art wie man mit diesen umgeht, kann liebenswürdig erscheinen, an einen "Machtbonus" glaube ich hierbei nicht.Macht hat in einer Partnerschaft nichts zu suchen, wer diese dort ausübt, versaut sich selbst und seiner Familie das Leben.

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  12. Taking into consideration my interest in this topic I must say that your article is rewlly well-written and informative. Thank you!

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