Dienstag, 21. August 2012

Die Irrungen und Wirrungen des Alltags und der Gedanken

Nun laufe ich schon ein kleines Weilchen recht verquer durch die schöne Welt und genieße es endlich auszuleben, was die ganze Zeit zwar da, aber nicht sichtbar war.

Am Samstag lief mir also eine etwas ältere Nachbarin über den Weg, die mein kleines Rundschreiben zur gefühlten Lage der Nation wohl nicht gelesen hat und fühlte sich genötigt mich doch einmal auf meine für einen Mann recht ungewöhnliche Kleidung anzusprechen.

Jetzt muss ich einmal eine Lanze für unsere Altvorderen brechen: Sie eine zweiundsiebzigjährige Frau sprich mich an, was denn los ist, so kennt sie mich ja gar nicht ... und was das soll? 


... was soll ich sagen?                           RESPEKT !


In den vergangenen zwanzig Tagen hatten viele die mich so gesehen haben nicht einmal einen Funken des Mutes dieser Frau aufgebracht und versucht herauszufinden, was denn eigentlich los ist. Eigentlich ein Armutszeugnis für die meisten Mitmenschen, aber das soll hier jetzt nicht zum Thema werden.

Nachdem ich Ihr die Sache mit der gefühlten Geschlechtszugehörigkeit erklärt habe und das ich beabsichtige die Umstände meines Daseins zu ändern, ergab sich ein Gespräch, dass im Verlauf von fast zwei Stunden sehr oft die Richtung änderte, es schien fast so als ob sie jede Möglichkeit abklopfen wollte, ob das was ich ihr da erzählte nun Kokolores oder wahr ist. Um ehrlich zu sein, war es eines der besten Gespräche der letzten Monate. Ihre geistige Beweglichkeit hat mich stark beeindruckt.

Gegen Ende meinte sie mir Ihr bedauern bekunden zu müssen, was ich jedoch partou nicht zulassen wollte. Ich entgegnete Ihr, dass Sie mir sicherlich aus Ihren Lebenserfahrungen bestätigen könne, dass es schlimmere Schicksale geben würde, als das eine Frau zu sein.

Die Antwort war vielschichtig und einfach: 

"Eine Frau zu sein bedeutete für mich Schmerz, Freude, Glück, Trauer und Schönheit und Vergänglichkeit zugleich aber das meinte ich nicht mit meinen Worten, sondern dass Sie mit all der Kraft und dem Mut den Sie aufbringen sich dem Ziel immer nur annähern, ohne es je zu erreichen. Die wahrhaftigsten Erlebnisse die eine Frau üblicherweise durchleben darf und muss werden Ihnen nie geschenkt und das ist traurig."

Sie ließ mich ziemlich Nachdenklich zurück.






Gestern sah die Welt wieder anders aus. 

Der Alltag begann wie an fast jedem Arbeitstag mit Gemurre meines Sohns, der nicht aufstehen wollte, meinem zu späten Erscheinen auf der Arbeit, nachdem der Filius endlich im Kindergarten war und einem reichhaltigen Frühstück begann ich um 9:00 endlich meine Arbeit, geplagt von Hitze und Frust.

Mittags rief mich dann die Erzieherin an, mein Sohn ist während des Mittagessens eingeschlafen, ob ich ihn bitte abholen könnte, er hat schon vorher über Übelkeit geklagt und sie wollte kein Risiko eingehen. 

Gesagt, getan und schon war ich nach nur 4 Std. Arbeiten wieder zu Hause. Besorgt aber glücklich, das es "nur" ein Schwächeanfall wegen der Hitze war. 

Beim Kuscheln mit meinem Sohn wurde mir klar, dass besagte Nachbarin mit Ihrem Orakel nicht recht behält. Auch wenn ich die Geburt meines Sohnes "nur" als Vater erleben durfte, schmälert nichts die Intensität der gemachten Erfahrungen. Auch meine anstehende Transition wird daran nie etwas ändern.

Ob ich nun als Mutter oder Vater besorgt bin um mein Kind oder mich mit diesem freue - ich denke diese Erfahrung hat nichts mit meinem Geschlecht zu tun. 



2 Kommentare:

  1. Ich finde das eine tolle Sache,daß du dich so lieb um deinen Sohn kümmerst,so wie ich dich einschätze würdest du es auch ohne T-Neigung machen.

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    1. Hallo,

      ja, ich habe eigentlich schon immer alles für Nicko gegeben und daran wird sich nie was ändern.

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