Dienstag, 26. Februar 2013

Ein Lächeln für Dana

Also was mir am Freitag widerfahren ist:

Wegen meines Diabetes war ich am Freitag beim Diabetologen. Da dieser zu Fuss nur ca 10 Minuten von meiner Arbeitsstelle entfernt ist und es der erste Termin war, bin ich lieber etwas zu früh hingegangen und musste natürlich warten.

Im Wartezimmer waren außer mir eine Frau (so Ende 20, Anfang 30), zwei ältere Damen (jenseits der 60) und ein älterer Herr (ca Mitte 60).

Die Frau wurde mehrmals für Untersuchungen aus dem Wartezimmer gerufen, die älteren Damen unterhielten sich angeregt über Krankheiten und weitere Freizeitaktivitäten, was ab einem gewissen Alter wohl auch so üblich ist.

Blieben also der Mittsechziger und ich für Konversation übrig und ich holte vorsorglich mein Handy heraus, um mich mit einer Runde Montzuma ein wenig zu zerstreuen bis ich dran war. Doch dazu sollte es nicht kommen - in dem Moment, wo ich das Ding in der Hand hielt ging es auch schon los (Mist ich hab vergessen den Flugmodus zu aktivieren, gleich sofort machen!

Es war ein Mandant, den ich mit dem Hinweis ich sei beim Arzt und könne sein Anliegen jetzt eh` nicht in Ruhe mit ihm besprechen abbügelte. Nachdem ich nun den Flugmodus aktiviert hatte schaute ich mich noch mal im Raum um, da mir solche Situationen im allgemeinen sehr peinlich sind - und richtig, die mißbilligenden Blicke der beiden Damen ruhten auf mir und sie nahmen ihr Gespräch auch erst wieder auf, als ich mich entschuldigte.

Als mein Blick bei besagtem Herrn ankam, sah ich, wie er mich versonnen anlächelte und dachte mir es wäre eine gute Idee doch besser einfach zurückzulächeln, als mich mit einer erneuten Entschuldigung endgültig zum Häppchen zu machen. 

AUA - schwerer Fehler!

Auf diese Weise ermuntert fing der alte Knabe hemmungslos zu flirten an und sah sich genötigt mir seine halbe Lebensgeschichte zu erzählen, wobei irgendwie immer der Eindruck aufkam, er sei der tollste Hecht im Karpfenteich.

(Oha, du fällst in sein Beuteschema, was machst du denn jetzt?

Ich versuchte mit einigen Belanglosigkeiten über das widrige Wetter und dem scheußlichen Berufsverkehr einer wirklichen Konversation aus dem Weg zu gehen, doch er ließ irgendwie nicht locker, suchte ständig Augenkontakt.

(Mist, wie wirst du den denn nur wieder los? - Versuch` mal was von Nicko zu erzählen!)

Doch auch der zarte Hinweis auf eine erfolgreiche Fortpflanzung meinerseits durch einige Kindergartenstories zeigten keinen Erfolg, im Gegenteil jetzt fing er von seinen bereits erwachsenen Kindern an.

(Ok, Zeit für schwere Geschütze!

Ich fing an demonstrativ mit meinem Ehering zu spielen, während ich einen Monolog über die 60er in denen seine Kinder aufwuchsen über mich ergehen ließ.

(O Herr! Bitte lass die Sprechstundenhilfe dösig sein und sie mich mit Herrn Thierbach aufrufen!

Nein tat sie nicht, hätte ich mir auch denken können, wir hatten bei der Aufnahme darüber gesprochen, wie ich angeredet werden wollte. Aber der Aufruf kam dann endlich und ich entfloh mit eiligen Schritten ins Behandlungszimmer.

Das war neu! 

Mal ganz davon ab, dass er ganz offensichtlich unter Geschmacksverkalkung zu leiden scheint, da ich auf meinem Weg ja nun noch nicht allzuweit gegangen bin und immer noch klar als ehemaliger Mann zu erkennen bin:

Zunächst war`s ja durchaus schmeichelhaft, wurde aber immer unheimlicher.

Wie verhält man sich in einer solchen Situation ohne gleich grob zu werden? 

Ich spielte sogar mit dem Gedanken durch anheben meiner Stimme wieder in mein altes Sprechmuster zu fallen, um endlich Ruhe zu haben. Es wäre mir ein zwar sehr unangenehmes aber probates Mittel gewesen!

Ich muss ehrlich zugeben, dass mir die ursprünglich recht angenehme Wartezimmercouch mit der Zeit immer ungemütlicher wurde - und die Blicke die er mir hinterherwarf als ich so eilig aus dem Zimmer entschwand fand ich ehrlich gesagt dann doch nicht so toll.

Uiuiui - wievielen Frauen habe ich in meiner Sturm und Drangphase solche Gespräche aufgenötigt und haben die sich auch so gefühlt? 

An dieser Stelle eine ehrlich gemeinte Entschuldigung!




4 Kommentare:

  1. Hallo Dana,

    na ja, solche Situationen lassen einen darüber nachdenken, was man alles schon selbst vielleicht anderen „angetan“ hat. Da ist es doch gut, das Ganze mal von beiden Seiten aus zu sehen.

    LG Andrea

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  2. Hallo Andrea,

    klar ich bin ja schon selbst ins Grübeln gekommen, aber ich bin mir sicher, dass ich noch nie soooo penetrant zu irgendwem war.

    Gruselig aber interessant fand ich die Begegnung allemal, zumal ich mich nach wie vor frage was den Knilch geritten hat. Mal ganz ehrlich das Foto von mir (im Blog oder auch Facebook) ist sicherlich eines der schmeichelhafteren. - In Natura sehe ich natürlich schon sehr Gewöhnungsbedürftig aus.

    Es gibt nur zwei denkbare Lösungsansätze:

    Entweder hatte der aus Eitelkeit seine 8.0 Dioptrien Brille nicht auf oder er steht auf Jungs! - Naja, immerhin war`s was, was die grauen Zellen auf Trab gebracht hat.

    LG

    Dana

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  3. Sehr amüsant :-) ich denke mal deine weibliche Stimme hat dir ein gewisses Passing geben, und das würde ich auch so bei behalten. Damit wirst du wohl leben müssen, wie jede andere Frau auch. Was nicht heißt das du dich nicht wehren darfst, aber dann bitte mit den Möglichkeiten einer Frau.

    LG JULIA

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  4. Tja das mit der Stimme ist so eine Sache, meistens klappt`s nur eine gewisse Zeit nach den morgendlichen Übungen, dann fall ich wieder zurück und die Stimme wird brüchig und dünn, aber die ersten 2 Std machen Spass

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