Montag, 7. Mai 2012

Nächtliche Begegnungen

Nichtsdestotrotz ich hatte meine Damenschuhe, die Gefahr dass meine Frau im Schuhregal darüber stolperte war gering und ich trug die Schuhe meist nachts, wo einem kaum jemand begegnen würde. 

Trotzdem wurde ich 2 mal „erwischt“ einmal eine Gruppe von Jugendlichen (2 Mädchen, drei Jungen) die zunächst verblüfft geschwiegen haben und sich danach tot lachten und einmal traf ich eine Frau (Na toll die hält dich bestimmt für so einen Perversen), die sich erstaunlicher Weise nicht durch mich bedroht fühlte und sich sogar die Zeit nahm mir zu erklären, was da eigentlich mit mir los sein könnte: 

Es stellte sich heraus, dass sie selbst (Daniela damals geschätzte 28 J.) eine sg. Transfrau sei, die bis vor vier Jahren noch ein Mann war. 

Ich war perplex - sie sah wie eine natürliche Frau aus, hatte eine feminine Stimme und bewegte sich auch typisch weiblich, erst als sie mir von sich erzählte, bemerkte ich kleinere Anzeichen, die auf ihr früheres Leben als Mann schließen ließen(Adamsapfel, schmale Hüften, Hände). Sie kam gerade von einer Party und war auch nicht mehr so ganz nüchtern, aber die Begegnung hatte für mich einiges erhellendes. 

Bis zu diesem Zeitpunkt sah ich mich selbst als Mann mit einem irgendwie perversen Fetisch der von seiner Frau bis zu einem gewissen Grad toleriert wird. In annähernd zwei Stunden berichtete Sie mir Ihren Lebensweg und riet mir, mich doch einmal im Internet zu tummeln oder eine Selbsthilfegruppe aufzusuchen. 

Das Thema Transidentitätsstörung kannte ich bis dahin überhaupt nicht, schlimmer noch: Nach meinem damaligen Kenntnisstand waren Transsexuelle in erster Linie Männer die Ihren hormonell veränderten Körper in eindeutig sexuell orientierten Internetseiten exhibitionierten, oder gar sich selbst prostituierten um die Bedürfnisse Ihrer Konsumenten zu befriedigen - eindeutig das, was ich für mich eigentlich immer schon ausschließen und auch nicht sehen wollte. 

Doch nun stand hier diese bezaubernde Frau mitten in der Nacht vor mir und erklärte mir, dass meine Sicht der Dinge nicht nur falsch sondern auch anmaßend sei, besonders in Anbetracht der Tatsache, dass ich so seltsam bekleidet vor ihr stehe und nicht einmal mir selbst befriedigend erklären könne was genau bei mir hier gerade schiefläuft. 

Ich habe sie nie wieder gesehen und muss es auch nicht. Ich danke ihr jedoch im Nachhinein für den Augenöffner, ihre Argumente haben meine Engstirnigkeit gesprengt und ich beabsichtige mit meinen Vorurteilen wesentlich härter ins Gericht zu gehen. 

Aus Furcht vor dem was ich finden würde, habe ich zu diesem Zeitpunkt aber keine Recherchen angestellt, verzichtete sogar für einen kurzen Zeitraum auf diese Art von nächtlichen Ausflügen.

Ungefähr zwei Wochen nach dieser Begegnung fand meine Frau meine Schuhe doch, und sagte schlicht wenn es mir was bedeute könne ich sie ja behalten, aber sie müssen wegen der uns üblicherweise besuchenden anderen Eltern aus dem Schuhregal verschwinden. 

Mich darin sehen wollte sie nicht - es würde ihr bereits reichen anhand der Gebrauchsspuren zu wissen, dass ich sie nicht nur in der Wohnung trage. Sie bat mich lediglich ihr nichts aufzuhalsen, womit ich unser Zusammenleben mit den Nachbarn belasten oder unsere Existenz bedrohen würde. 

Ich hätte spätestens jetzt erkennen sollen, dass meine Frau ahnte was mit mir los ist, wollte es aber nicht wirklich wahrhaben. Ich lebte nach wie vor in Angst, dass sie mein "Geheimnis" entdecken würde.

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