Samstag, 5. Mai 2012

Teilouting

Ca. 1,5 Jahre gingen ohne weitere Rückfälle in das oben beschriebene Muster ins Land, doch ich fühlte mich zunehmend unwohler in meiner Haut, meine Gedanken schweiften immer öfter ab, warum fühle ich mich so und nicht mehr so wie in der Zeit vor der Schwangerschaft? Alles war so einfach damals, keine Unruhe trieb mich um, warum jetzt, warum so? 

Ich kaufte mir wieder Strumpfhosen, die ich unbemerkt tragen konnte, um wenigstens für mich etwas weibliches an mir zu haben, was soweit keiner bemerken konnte. Ich trug sie während meiner nächtlichen Arbeit sogar offen, da nachts wohl kaum jemand etwas bemerken würde. 

Als Nicko zwei Jahre wurde und der Monitor endlich verschwand, beschlossen wir meine Verwandten im Osten zu besuchen. Da mein Auto für die lange Reise entsprechen präpariert werden musste kam meine Frau auf die Idee mir beim Aufräumen behilflich zu sein und entdeckte eine Strumpfhosenpackung in meinem Handschuhfach und nahm an, ich würde Sie mit einer anderen Frau betrügen. 

Ich erklärte ihr, dass ich diese für mich selbst gekauft habe, da ich einmal ausprobieren wollte wie es sich anfühlt sie zu tragen, verschwieg ihr jedoch, dass ich es schon so oft getan habe. Ich bedauere heute meine Lüge - nein meine Feigheit von damals, hatte ich doch die Angst, dass meine Frau mich für den Gestörten hielt, den ich mir insgeheim immer vorwarf.

Doch cool wie es ihr entspricht, nahm sie das Ding mit in die Wohnung und sagte mir ich kann es anziehen muss aber darauf achten, dass der Kleine mich nicht darin sieht. Kurz und gut, ich zog die Strumpfhose an und präsentierte ihr das Ergebnis. 

Erstaunlicherweise fand sie es sogar gut und sagte, dass sie kein Problem damit habe, wenn ich mich so anziehe, aber sie hätte ein Problem damit, wenn ich ihr präsentieren würde, dass ich weitergehende feminine Kleidung tragen würde, oder aber Nicko`s Erziehung darunter litte. An dem Abend habe ich geweint vor Glück, dass meine Frau so auf mich und meine Bedürfnisse eingegangen ist, ohne sich abgestoßen zu fühlen. 

Vor ca. 2 Jahren kaufte ich mir in einer anderen Stadt ein Paar Pumps in meiner Größe, meine Aufregung war natürlich Groß - alles war geplant - am Freitag vor Rosenmontag kaufte ich also unter der Angabe mich am Rosenmontag als Frau zu verkleiden Pumps in meiner Größe. Bislang hatte ich trotz diverser Einkäufe von Frauenkleidern (grade in den Jahren 1998/1999) nie die Möglichkeit Schuhe in Größe 45 besorgen zu können, in der Zeit war das Internet noch nicht so weit wie heute, und Schuhläden, die solch große Größen führen sind selbst im Ruhrgebiet nicht oft vertreten.

Schon alleine die Suche nach ungewöhnlich großen Damenschuhen war schwierig und den Verkäuferinnen mein Anliegen zu erklären war für mich eine Überwindung, die man kaum nachvollziehen kann. Auch das Anprobieren unter den kritischen Augen von 2 Verkäuferinnen und ca. 4 Kundinnen war schon sehr seltsam, der Adrenalinkick, als eine ältere Dame auf mich zukam und sagte, dass sie wenn sie noch etwas jünger wäre ein ähnliches Modell wählen würde, war unbeschreiblich und ich traute mich die Pumps zu kaufen.

Dermaßen beflügelt, beschloss ich die Schuhe anzubehalten und erst im Auto wieder gegen meine normalen Straßenschuhe zu tauschen. Die Ernüchterung folgte fast sofort. Die Passanten in Düsseldorf nahmen zwar kaum Notiz von meinem seltsamen Schuhwerk bzw. belächelten mich teilweise, wie ich so versuchte zur Tiefgarage zu staksen, aber die ungewohnte Absatzhöhe sowie der damit unbeholfene Gang forderten ihren Tribut  – ich knickte nach kaum 10 Metern um und verstauchte mir den rechten Fuß. 

Hinkend ging ich zum Auto zurück und genoss trotz allem die Tatsache, dass ich in teilweise weiblichem Outfit durch Düsseldorf ging und nicht offen angefeindet wurde.

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