Donnerstag, 3. Mai 2012

Was bleibt ist ein Anfang

Hallo, was als Überschrift recht orakelhaft daherkommt ist mein Versuch mir selbst und den vielleicht interressierten ein Tagebuch über die Gefühlswelt einer Transsexuellen zu eröffnen.

Ich stehe mit meiner Entwicklung noch ganz am Anfang. Dementsprechend fange ich erst einmal damit an mich vorzustellen und dem Ausdruck zu verleihen, was mich bewegt. Ich denke ich fange mal zunächst mit meiner Kindheit und Pubertät an, in den folgenden Postings werde ich dann die nächsten Jahre abarbeiten, bis ich zum heute komme.

Ich entschuldige mich schon mal im voraus, wenn die ersten Postings nicht ganz so toll und lesenswert erscheinen wie man es vielleicht von anderen Seiten her kennt, aber ich verfüge leider (noch) nicht über allzuviele Webkenntnisse und muss mich erstmal in den Editor einarbeiten. Auch muss ich gestehen, dass ich momentan ein wenig neben der Spur bin und deshalb versuche diesen "Seelenstriptease" so schnell wie möglich hinter mich zu bringen, da es auch mir hilft, das gewesene noch einmal zu verarbeiten.


Ich wurde 1970 mit geboren und aufgrund meiner männlichen Geschlechtsmerkmale folglich als Mann registriert, abgestempelt und abgeferkelt. 

In meiner Kindheit, die ich in einer liebevollen Familie bestehend aus Vater, Mutter und 5 Jahre älterem Bruder genießen durfte, war ich im wesentlichen immer damit beschäftigt alles so zu machen, wie die Umwelt es von mir erwartete. Offenbar gelang dies so gut, dass zunächst keinem auffiel, dass es Unterschiede zur Entwicklung eines Jungen gab.

Und doch gab es diese Unterschiede, die aus heutiger Sicht vielleicht Aufschluss hätten geben können, doch in der damaligen Zeit wurde noch nicht nach solchen gesucht:

  1. Ich spielte nach Möglichkeit stets mit den Mädchen meiner Umgebung, was dahingehend interpretiert wurde, dass ich wohl mal der "Herzensbrecher" der Nation werden würde
  2. Die Art der Spiele war meist weiblicher Natur - Dinge wie Vater, Mutter, Kind, Puppen- und Rollenspiele waren um ein vielfaches interessanter als der typisch männliche Kram und alle freuten sich wie sozial ich mich doch entwickelte.
  3. Ich war Pflegeleicht, angepasst und abwaschbar, will sagen ein eher introvertiertes Kind, dass sich Stundenlang selbst beschäftigen konnte, ohne in irgendeiner Weise größere Auseinadersetzungen zu provozieren, außer vielleicht mit meinem Bruder oder wenn Ungerechtigkeiten auf dem Plan waren. Kein Grund also für große Diskussionen.

Nun ja alles in allem entwickelte ich mich den Umständen entsprechend. Durch meine Kontaktarmut gerade in bezug auf Jungs versuchten meine Eltern zunächst mir durch Anmeldung in einem Fußballverein eine Hilfestellung zu geben, was kläglich scheiterte, erst nachdem meine Mutter auf die Idee kam mich in einem Schwimmverein anzumelden, der mit seinen gemischten Gruppen mehr Möglichkeiten bot mich zu integrieren wurde ein Schuh draus. Im Alter von 8 Jahren merkte ich dann zum ersten Mal, das ich mich in der mir zugewiesenen Rolle nicht so wohl fühlte, wie es augenscheinlich mein Bruder tat.

Weibliche Kleidung war um ein vielfaches interessanter als der Murks den ich so zu tragen hatte, mit wenigen Ausnahmen waren meine Spielkameraden/Freunde weiblichen Geschlechts und ich fühlte mich zunehmend unwohler in meiner Haut.

Irgendwann, so ca. mit 9 erreichte meine körperliche Entwicklung eine Größe, die in etwa den körperlichen Ausprägungen meiner Mutter entsprach und ich begann heimlich in den Stunden, in denen ich alleine zuhause war die Kleidung meiner Mutter anzuziehen. Uuuiiiih, man was fühlte sich das gut an - falsch - es fühlte sich ganz einfach richtig an! Doch ich traute mich nie es meinen Eltern zu offenbaren.

Die Zeit verging und ich zweifelte immer mehr an mir, während ich immer wieder und immer öfter die Kleidung meiner Mutter anzog, bis zu dem Tag, an dem ich in der Meinung keiner würde meiner für einen Jungen absonderlichen Bekleidung großartig Beachtung schenken, (schließlich bin ich ja "nur" ein Kind, die meisten Erwachsenen sind auf der Arbeit und meine Eltern kaufen in dem Laden ja sowieso nie ein) versuchte mir in dem Outfit ein Eis zu kaufen.

Eine Nachbarin war zufällig in dem Tante-Emmaladen, und kaufte etwas ein, ich war zwar versucht immer ein Regal oder eine Eistruhe zwischen mir und ihr zu halten und war darin auch erfolgreich aber das Klappern der Pumps konnte ihrer Aufmerksamkeit wohl kaum entgehen. Trotzdem kam ich nach vollbrachter Tat (Die Verkäuferin schaute zwar etwas irritiert, sagte aber nix) gut wieder nach Hause.

Zwei Minuten später klingelte besagte Nachbarin und las mir die Leviten. "Das geht doch nicht"... "klar die Sachen sehn gut aus, doch es steht mir nicht zu sie zu tragen"... "ich bin doch nun alt genug um zu verstehen, dass alles was ich mache auf meine Eltern zurückfällt" - AUTSCH, das tat weh! Alles in allem sagte sie mir zu, meinen Eltern nichts zu verraten, aber ich selbst sollte dies tun. Sie hielt Wort, ich leider oder (wenn man bedenkt, dass ich glücklicher Vater bin) Gottseidank nicht.

Ich sah von da an erstmal davon ab weibliche Kleidung zu tragen und versuchte mehr denn je meine männliche Maske auszubauen. Mit erreichen der Pubertät und zunehmendem Interesse am weiblichen Geschlecht wurden meine Selbstzweifel immer geringer. "Puh - ich dachte schon ich wäre schwul)  In meinem damaligen Denken war dies durchaus eine Belastung."

Mit den ersten -noch kleineren- Beziehungen wurde ich immer selbstsicherer in Bezug auf mein mir aufgezwungenes Rollenverhalten, sodass ich vorerst nicht mehr groß auf mein inneres hörte, auch wenn es von Zeit zu Zeit aufschrie.





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