Montag, 11. März 2013

Traurig aber Wahr

Heute ging eines meiner ambitionierteren Projekte der letzten Zeit den Bach runter. Es starb, weil ich bin, was oder wer ich bin.


Aber erstmal zum Anfang:

Ich war bereits vor Jahren einmal neben meiner Arbeit selbständig mit einer Buchhaltungs- und Unternehmensberatungsfirma. - Nix großes, meistens für Freunde, damit ich die erzielten "Einkünfte" auch ordnungsgemäß versteuern konnte und ich mir nicht die Chance auf den zukünftigen Steuerberater vermassle.

Es gibt seit ungefähr 1,5 Jahren ein Förderprogramm der KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) für Existenzgründer, in dem 80% der Kosten für Existenzgründungsberichte durch die KfW finanziert werden. der Gründer muss lediglich 20% plus der anfallenden Umsatzsteuer tragen, die er sich im Falle des Startups als Vorsteuer zurückholen kann. Im wesentlichen werden diese Berichte für eventuelle Inanspruchnahmen von Kreditmitteln benötigt, da Existenzgründer ja nunmal keine aussagefähigen Papiere aus einem laufenden Geschäftsbetrieb beibringen können. Da stehen dann so sachen wie Businessplan, Marktanalyse, Kundenfrequenzmessung/Standortanalyse (im Falle eines benötigten Ladenlokals) und dergleichen drin, sowie eine Aufzeichnung der Chancen und Risiken.

Ich verfüge auf diesem Gebiet aufgrund meiner hauptberuflichen Tätigkeit über erhebliche Erfahrung in diesem Bereich und kenne Firmen, die entsprechende Datenerhebungen und Cross-checks mit vergleichbaren Firmen durchführen.

... UND ich kenne,  (oder sollte ich sagen kannte?) Leute, die mich im Erstberatungsgespräch den bei ihnen aufschlagenden Leuten weiterempfehlen würden, Menschen die mit sehr vielen Existenzgründern  im Ruhrgebiet zu tun hatten. Dies war eine der Maßnahmen, die ich als Steuerberater angehen wollte, sobald ich damit selbständig bin. Ein Mandant wechselt im Normalfall nach erfolgreicher Beratung nicht so schnell. 

Zwei der drei waren innerhalb des letzten Jahres versetzt worden und konnten mir nicht mehr helfen. Der verbliebene freute sich über meinen Anruf und wir machten für heute einen Termin aus. Nachdem er mich nun bestimmt ein Jahr nicht gesehen hatte und nicht wusste, was mit mir so los ist, hat es ihm die Sprache verschlagen. Ein Freund, den ich vor über einem Jahrzehnt im Bilanzbuchhalterlehrgang kennen und schätzen gelernt habe, der meine Leistungen kennt und bisher nie in Zweifel zog, wenn ich sowas für meinen Arbeitgeber gemacht habe, schaut mich an und sagt rundheraus "Tut mir leid mit Dirk hätte ich den Deal durchgezogen, aber Dich kann ich so nicht weiterempfehlen" - steht auf dreht sich um und geht.

Ehrlich gesagt das ist mal ein wirklich beschissenes Gefühl: Freundschaft gestorben und Geschäftsidee begraben in einer Minute - das ist für mich ein neuer Rekord, den ich erstmal verdauen muss.


12 Kommentare:

  1. Hallo Dana,

    was auch immer der war - ein Freund sicher nicht. Schade.

    LG Corinna ;)

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  2. Das schlimme daran ist im wesentlichen die Tatsache, dass ich bei kaum jemandem Schwierigkeiten mit meiner Transition habe, um ehrlich zu sein lief`s schon fast zu gut in letzter Zeit.

    Und jetzt kommt jemand daher, der früher einmal ein sehr guter Freund war, von dem ich nie gedacht hätte, dass sowas passiert und knallt mir so eine Zote an den Kopf.

    Gut, der Kontakt war in den letzten Jahren nur auf das berufliche begrenzt, was aber eher von mir ausging, da ich mich zurückgezogen hatte.

    Ehrlich gesagt tat das Weh.

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  3. Ich verstehe diesen Mann schon,wenn man eine Transsexuelle an fremde,dritte Personen weiterempfiehlt,holt man sich in jedem Fall einen Makel.
    Warum sollte man sich mit sowas freiwillig belasten?
    Es gibt genügend "normale" Steuerverrater,da braucht es mit Sicherheit keine Transe.Auch aus fachlichen Gründen würde ich so jemanden ablehnen,denn er ist mit sich selbst so beschäftigt,daß er keine Zeit mehr hat,für mich meine Steuerprobleme zu lösen.Sowas ist einfach ein absolutes no go,und das sollte ein erfahrener Steuerberater wissen.Geld ist wie ein scheues Reh,man versucht immer in Deckung zu bleiben und möglichst wenig Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

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    1. Wo nimmst du die Gewißheit her daß Transfrauen fachlich schlechter qualififiziert sind als andere?

      Ist es nicht vielmehr so daß jemand der sich durch eine Transition durchgekämpft hat eine Energie und ein Durchhaltevermögen BEWIESEN hat welches du bei den "normalen" Konkurrenten so nicht a priori voraussetzen kannst?

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  4. Hallo Anonym,

    na Du scheinst ja sehr genau zu wissen, wie sehr Frau mit sich selbst beschäftigt ist.

    Um ehrlich zu sein, Business ist Business, Privat ist und bleibt Privat und da gehört auch wie in meinem Fall eine Transition dazu. Die von mir vertretenen Mandanten haben das erkannt und ich erhalte von Ihnen sogar Zuspruch.

    Was ich als No Go bezeichnen würde, ist die Bezeichnung "Transe" sie ist abwertend und wird dem Menschen der damit bezeichnet wird nicht gerecht. Ich für meine Person verbitte mir den Gebrauch dieses Wortes in Bezug auf mich.

    Du möchtest ja mit Sicherheit auch nicht als "Feigling" bezeichnet werden, weil Du im Internet Deine Anonymität nicht preisgibst. - Ich bitte Dich dies jetzt nicht in den falschen Hals zu bekommen, ich bezeichne Dich in meinem persönlichen Ansprechverhalten nicht so, wie Du bereits gemerkt haben solltest - ich kenne Dich nicht, weiß nichts über Dein sonstiges Sozialverhalten, kann und will nicht beurteilen was für ein Mensch Du bist.

    Ich gebe jedoch zu bedenken, dass eine Meinungsäußerung gehörig an Wert verliert, wenn der, der sie vertritt nicht den Mut aufbringt auch persönlich dahinterzustehen.

    LG

    Dana

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  5. hallo Dana,
    wenn dir das Wort Transe auf den Geist geht,kann ich es auch vermeiden,daran soll es nicht scheitern. Ich möchte mich auch nicht hinter der Anonymität verstecken,aber es ist einfach notwendig,sonst kann man nicht offen eine bestimmte Meinung vertreten,die nicht dem opportunen Zeitgeist entspricht.

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  6. Hallo Anonym,

    ich danke Dir, mir ist es tatsächlich lästig. Man kann bei mir im Blog jederzeit jede Meinung vertreten, dafür habe ich die Kommentarfunktion offen gelassen. Wenn jemandem etwas nicht passt, kann man ja schließlich gegen argumentieren. - Nur Beleidigungen oder persönliche Angriffe kann und will ich nicht zulassen.

    Würde ich kein Feedback wollen, so würde ich die Möglichkeit zur Diskussion deaktivieren. Ich bin schließlich nicht Claudius Maximus, der für sich in Anspruch nimmt, dass jeder ein Recht auf SEINE Meinung hat.

    LG

    Dana

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  7. Hallo Dana,

    wie Corinna schon sagt, vergiss den "Freund". Da findest Du bestimmt bessere!

    LG Andrea

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    1. Was das vergessen angeht, so ist das schon längst passiert, wenn nicht durch spezielle Schlüsselreize angeregt, sehe ich selten zurück.

      Immerhin bieten solche Situationen immer die Möglichkeit Entscheidungen zu treffen, so negativ so eine Situation auch sein mag, man kann davon lernen, daran wachsen und etwas Neues beginnen. Der Blick geht immer nach vorn :)

      Und Freunde? Ich habe viele außergewöhnliche Menschen kennenlernen dürfen, der eine oder andere erwies sich als Freund, manche taten auch nur so. Wenn ich eines gelernt habe, so dass man Freunde nicht suchen kann, man findet sie - und das meist dann und dort, wo man es nicht erwartet.

      LG

      Dana

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  8. Kein Mensch hat wirklich Freunde,nur Mitbewerber oder Gleichgesinnte,und ein Ehepartner ist auch so zu sehen,der will auch seine Ziele durchsetzten und zwar mit allen Mitteln.Letztendlich steht man immer alleine da und kämpft um seine Existenz. Kinder sind auch nur nett,weil sie instinktiv wissen,daß man die Hand,die einen füttert nicht beißt.

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  9. Das ist die traurigste Einstellung, die ich je gelesen habe, wie verletzt muss man sein um so etwas zu verfassen oder gar wirklich zu denken?

    Nehmen wir mal meine Situation, nur um mal ein Beispiel zu bringen, durch den Blog ist ja jetzt hinlänglich viel über mich bekannt.

    Meine Frau ist nicht bi oder lesbisch, die sexuelle Entwicklung unserer Beziehung weitestgehend ungeklärt. Homophobe Tendenzen in unserem Umfeld sind bislang kaum zu registrieren, aber das wusste vorher ja niemand. Die Angst vor einem Verlust meines Arbeitsplatzes vor dem Outing gegenüber des Arbeitgebers durchaus gegenwärtig. Auch das gemeinsame Vermögen habe ich ihr in dem Augenblick übertragen, als es um die Selbständigkeit ging, dass kann also auch kein Grund sein. Vor Recht und Gesetz bin ich jetzt eine Arme Sau.

    Was bitte schön sollte meine Frau für ein Interesse haben mir zu helfen (Was sie seit sie um mich weiß tagtäglich macht), welche Ziele sollte Sie mit Ihrem Vorgehen verfolgen?

    Der Kerl den Sie damals ehelichte, existiert weitgehend nicht mehr und das ist auch gut so, die Frau an Ihrer Seite wird ihr nach eigener Einschätzung nicht mehr als Sexualpartner zur Verfügung stehen. Nach Deiner Aussage, wäre die logische Konsequenz, dass sie versuchen müsste mich loszuwerden und das Gegenteil ist der Fall.

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  10. Hallo anonym,

    es gibt da etwas das nennt sich Liebe... du wirst manches nur verstehen wenn du die Liebe als Teil der Lebensrealität akzeptierst.

    Wenn du diese Erfahrung nicht gemacht hast ist es nahezu unmöglich dir das zu erklären. Ich kann auch einem Blinden nicht Farben erklären, bestenfalls kann ich ihm etwas von den verschiedenen Wellenlängen des Lichts erzählen aber die Schönheit eines Bildes wird er dadurch nicht erfassen können.

    LG Corinna ;)

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